Das Abenteuer beginnt!
03.03. Wir sind zeitig in Düsseldorf am Flughafen und starten 6:30 Uhr in den beginnenden Tag. Schon in Sichtweite von La Palma kommt das Landeverbot wegen Sturm, Scherwinde und viel Regen. Dann Landung auf Fuertaventura bei schönstem Sommerwetter. Die fast 200 Fluggäste werden im Hotel (Ferienanlage) „Playa Esmeralda“ in 70 km Entfernung vom Flieger untergebracht. Die Insel, das war auf der Fahrt zu sehen, ist eine einzige Mondlandschaft. Kein Grün, nur Geröll und schwarzer Sand. Die Berge sind zu runden Kuppen verwittert und geschätzt bis 700m hoch. Unsere Unterkunft liegt, wie alle Anlagen, an der Küste inmitten eines gepflegten Parks und hat einen weiten Sandstrand. Wir erleben zum ersten Mal eine solche Ferienanlage. Hier gibt es alles was der Erholung suchende Bürger braucht. Eine Pool-Landschaft, Liegewiese, Animation zu allerlei Spielchen, Tanzveranstaltungen Vorträgen u.v.m. Kaum jemand verlässt dieses Areal. Nur wir sind dann zur Küste gelaufen um ein Wenig von der Landschaft zu sehen. Gegessen wird in einem großen, schön gestalteten Saal bei einer Lautstärke die das beste Menü zur Erbsensuppe werden lässt. Nur wieder raus ist der erste Wunsch schon beim Betreten des Raumes. Laut sind nicht nur die etwa 150 Gäste, auch das Personal, vom Koch bis zur Bedienung klappern mit Geschirr und Tabletts um die Wette. Das Essen ist gut. Wir Gestrandeten sind „All inclusiv“ Gäste der Fluggesellschaft Condor. Nun ist der Sturm auch hier angekommen und Liegestühle, Strandkörbe, eben alles was im Park nicht angebunden ist macht sich in Windrichtung selbständig. Wir schlafen trotzdem gut, sind ja auch schon seit 01:00 Uhr auf den Beinen.
04.03. Am Morgen Windstille! Aber vor Mittag geht’s wieder los, das Meer schäumt. Meldung vom Flugplatz: Noch einen Tag warten! Ein Gang an die Küste gelingt noch bei guten Bedingungen. Der starke Regen in der Nacht hat den Sandstaub aus der Luft gefiltert, aber auch die Erosionsrinnen tiefer ausgewaschen und viel Erde ins Meer gespült. Das gute Essen tröstet etwas über die Wartezeit hinweg. Am Nachmittag knirscht das ganze Feriendomiziel im Sandsturm. Abends die Meldung: 09:15 Uhr Abfahrt zum Flieger!!!
05.03. Drei Busse mit 180 Personen rollen 100km zum Flughafen. Dort die übliche Routine, Gepäck aufgeben, Sicherheitskontrolle und gegen 01:00 Uhr sitzen alle brav auf ihren Plätzen. Erste Startverschiebung, dann die zweite, dann warten wir auf den wieder angelegten Treppen und zum Ende des Dramas verkündet der Pilot: keine Landemöglichkeit auf La Palma. Der Flughafen dort bleibt wegen Sturm aus Westen gesperrt. Nun sind wir alle wieder im schon bekannten Ferienpark und auch im gleichen Zimmer. Nächste Flugnachrichten kommen morgen.
Ein anstrengender Tag!!
06.03. Rosa wird 78!! Welch ein schöner Tag! Sonne pur, ein großer Pool vor der Türe und so vergessen wir nach dem Weiterflug zu fragen. 15 Minuten vor dem Abflug der Busse rollen die Letzten ihre Koffer zur Sammelstelle und wir haben nicht mal gepackt! Den Rest könnt ihr euch vorstellen. 5 Minuten zu spät, aber immer noch rechtzeitig für den letzten Bus, waren wir, wenn auch ohne Frühstück, abfahrbereit. Heute ist der Pilot mutig und wagt den Anflug auf La Palma. Die Maschine rüttelt, steigt und fällt und verschiebt seitlich bis dicht an die Berghänge. Für die Piloten ein Meisterstück die Kiste sicher aufzusetzen. Während der Landephase waren die geschwätzigen Urlauber plötzlich alle still! Am Boden die nächste Überraschung! Das Bodenpersonal streikt und wir durften 2 Std. auf das Gepäck warten. Unser Auto hat auch gewartet und nun sind wir in Rosa Santos’ wunderschönem und uralten kanarischen Haus eingezogen. 400 m über dem Atlantic und 180 Grad freie Sicht. Genau im Osten liegt Teneriffa mit dem schneebedeckten Teide, und in SO - SSO sehen wir La Gomera und El Hierro. Und nun ist Feierabend!
07.03. Die Sonne steht schon etwas über dem Horizont als wir, noch im Schlafanzug, auf die Terrasse gehen. Eine Katze streicht um unsere Beine, schnurrt und kennt sehr genau die Schwächen der wechselnden Hausbewohner. Wir frühstücken gemeinsam. Sie draußen mit Wurst und einem Tellerchen Milch mit Brotstückchen und wir mit frischem Brot und allem was dazu gehört. Gegen Mittag ziehen Wolken um die Bergspitzen und senken sich bis zum Haus auf 400 m.ü.NN.
1949 hat der Vulkan „San Juan“ einen mächtigen Lavafluß ins Meer geschickt. Aus einer Höhe von 1800m floss die glühende Masse über viele Wochen durch Wälder, über Strassen und kleine Orte. Wunderschöne Strukturen sind an der Oberfläche des Stromes erkaltet. Ein 500m langer begehbarer Lavatunnel ist erhalten aber wir haben ihn heute im Nebel nicht gefunden. Das wird nachgeholt. Röschen’s Geburtstagsessen wird heute Abend im Restaurante „La Era“ verspeist. Also machen wir uns auf die Socken!
08.03. Unserer Hühner sind hier drei und ein stolzer Hahn dabei… Ja da staunt ihr, besonders Beate und Erwin! Diese Hühner gehören, wie die Katze zum Haus. Die Katze kennt unseren Rhythmus schon und sitzt morgens vor der Türe zum Essenempfang. Die Hühner bekommen altes Brot und Körner und wir frische Eier. Landleben auf La Palma! Der Nebel ist aufgelöst und auch die Bergspitzen sind wieder zu sehen. Heute finden wir auch den Lavatunnel, besser das was davon noch erkennbar ist. Der Tunnel ist eingestürzt und der Eingang ist verschüttet. War trotzdem eine lohnende Exkursion über die messerscharfen Lavaformationen. Die Abendsonne sieht uns auf der Terrasse und Röschen schläft mit der Katze auf dem Bauch!!
09.03. Nach einem langen Frühstück (mit Katze) auf der Terrasse erkunden wir eine Wanderung zum Vulkan Martin. Eine gut befahrbare Forststrasse ist bis zum Rastplatz „Fuente de los Roques“ angekündigt und wir quälen den armen Peugeot 5 km über übelste Piste von 600 auf 1150 m üNN. Von dort steige ich auf bis der markierte Pfad sich vor dem Vulkankegel verliert. Ab dort ist freies Aufsteigen angesagt. Für heute reicht`s, denn Röschen wartet. In den nächsten Tagen gehe ich allein bis oben. Am Nachmittag besuchen wir die Fotofreunde aus AC die nach La Palma ausgewandert sind. Es wird ein schöner Nachmittag für uns vier. Sie haben hier in El Paso ein schönes Haus mit riesigem Grundstück gekauft und sind nun schon zwei Jahre auf der Insel. „Zu Hause“ sind die beiden aber noch nicht.
10.03. Katze und Hühner versorgen, Eier ernten und dann Sonne auf der Terrasse genießen, so verbringen wir den Vormittag. Dann geht’s nach Los Llanos an den Rand der Caldera. Aber die ist immer noch gesperrt. Das Unwetter vor einer Woche hat Wege verschüttet und der hohe Wasserstand des Baches am Grund des Kraters macht die Furten unpassierbar. Mit einem späten Mittagessen, hoch über der Schlucht, und einer fantastischen Aussicht trösten wir uns. Dann ziehen Wolken über die Gipfel und zum Abend tröpfelt es.
11.03. Um 9 Uhr geht die Tour mit unserem Hausvermieter los. Er ist Wanderführer und schreibt über die geologischen Besonderheiten der Insel. Seine Bilder und Texte über La Palma haben wir schon im Haus gefunden und bewundert. Mit seinem 4x4 Auto geht’s an die kaum zugängliche SO-Küste zu einem Parallelschlot des Vulkan Martin. Wir kriechen in Lava Höhlen, steigen über scharfe Lavaströme bis zum Kraterrand und schauen dort, was selten möglich ist, in den hier offenen Schlot. Nach der Tour sind wir beide geschafft. Juan Jose Santos ist auch kein Jüngling mehr aber mit seinen 65 noch gut drauf. Seine Frau ist mitgefahren und hat für ein Picnic gesorgt und diese Pause haben wir auch gebraucht. Auf dem Rückweg war die Piste dann durch das Unwetter der letzten Woche beschädigt, sodass wir uns im Straßenbau üben mussten. Der Nachmittag gehörte dann der Rosa und wir sind an’s Meer gefahren.
12.03. Heute nun der Aufstieg zum Vulkan Martin. Röschen fährt bis zum Refugio Fuente de los Roques mit und richtet sich dort mit einem Krimi von Jürgen ein. Der Platz ist sehr schön unter einer Felsnase gelegen und hat eine Quelle. Der Pfad zum Krater windet sich zunächst durch immer lichter werdenden Kiefernwald. Auf 1400 m endet der Bewuchs und dann wird der Aufstieg in der Asche immer kräfteraubender. Bei fast 1700m ü.NN ist der höchste Punkt erreicht. Am Kraterrand angekommen ist erstmal Brotzeit und Erholungspause. Verschiedenfarbige Aschen und Felsen säumen den Krater und der Blick geht, wenn die Wolken mal kurz aufgehen, bis zur Küste. Die Gipfel sind alle frei und allein zu sein in dieser grandiosen Bergwelt ist einfach toll. Ich bin schon auf dem Abstieg als mir zwei Wanderer entgegenkommen. Röschen ist noch da! und hat sich auf einer Bank ausgestreckt. Sie hatte noch gar nicht mit mir gerechnet! Abends Kochen und bei einem, oder mehreren, Glas Roten vor dem Haus den Tag ausklingen lassen...
13.03. Trixi und Reimund haben für heute eine Wanderung an der Westküste ausgesucht. Die Route verläuft über einen alten Verbindungsweg der vor dem Straßenbau um 1900 neben dem Seeweg die einzige Ortsverbindung rund um die Insel war. Diese Wege waren grob gepflastert, ca 2m breit und bis vor ca. 15 Jahren völlig zugewachsen. Die Inselverwaltung wurde dann durch die Wanderaktivitäten der Touristen zur Öffnung dieser alten Wege bewegt. Wir haben drei „Lavaflüsse“ überquert und waren bei einer Ziegenfarm. Mit Kuchen und Kaffee haben wir uns von den „Insulanern“ dann verabschiedet. Heute bleibt unsere Küche kalt, wir essen palmerisch!
14.03. Ziel ist heute der NW der Insel. Es ist die wildeste und am wenigsten besuchte Küste von La Palma. Zwischen Tijarafe und Santo Domingo fällt die Küste 300-400 m fast senkrecht in den Atlantic. Tiefe, von oben nur über Ziegenpfade begehbare Schluchten enden oft in schmalen, durch vorgelagerte Felsen etwas geschützten Buchten. In diesen kleinen Häfen wurde der Fisch angelandet, aber von hier aus flüchtete im 19ten Jh. auch die hungernde Bevölkerung auf die Segler nach Mittelamerika. Heute tobte die Brandung um die Felsen, die kleinen Ruderboote waren hoch auf Land oder in Höhlen gesichert. Nur einige Angler versuchten in den Tosbecken Fische zu überlisten. Prois de Lomada Grand erreichten wir nach einer abenteuerlichen Geländefahrt und als dann mit dem Auto kein Weiterkommen mehr war führte ein Pfad bis an die Brandung. Röschen beobachtete den Abstieg von einem Felsband aus. Das Weitere müssen die Bilder erzählen. Gegenüber und in Sichtweite liegt Punta del Puerto Viejo. Das war unser nächster Abstieg und gleichzeitig unser Mittagsplatz. Hier waren wir schon mal und damals konnten wir noch zusammen zum Wasser absteigen. Richtung Barlovento gibt es zwei Strassen. Die ältere ist teilweise nur 3m breit und schlängelt sich durch die Berge und Schluchten. Die wollten wir natürlich fahren. Dann standen wir am Abzweig vor einem Einbahnstraßen-Schild. Baustelle? Schild vergessen? Wir fahren los und sind allein auf der Route. Eine traumhaft schöne Strasse. Der Lorbeerwald nimmt uns auf, dann Wasserrinnen die das kostbare Nass auffangen und wo das schmale Strassenband nicht mehr an den Fels passt geht’s durch unbeleuchtete Tunnel. Drei km vor dem Ende der alten Strasse wieder eine Sperre! Die schiebt Röschen ein wenig zur Seite und wir sind durch. Ein toller Tag war das!
15.03. Tiefe Wolken treiben ums Haus und keiner weiß wie lange und in welchen Höhenlagen. Das heißt für uns Planänderung und auf in die Berge. Da ist ab 2000 m ü.NN immer Sonne. Wasser und Futter gehen mit und eine Std. später liegen die Wolken wie ein dickes Kissen unter uns und über Santa Cruz. Wir haben das schon einige Male gesehen, aber immer gibt es neue Eindrücke. Die Observatorien haben Zuwachs bekommen! Auf dem östlichen Kraterrand sind neue, uns unbekannte Forschungsanlagen gebaut worden. Bei den beiden großen Spiegeln war ein Wissenschaftler tätig und auch bereit unsere Fragen zu beantworten. Hier werden Gammastrahlen aus fernen Galaxien und kollabierenden Sternmassen empfangen und mit tief gekühlten Detektoren zu Bildern verarbeitet. Die Gammateilchen haben eine Masse und damit werden weitere Forschungen angestellt. Abendessen gab es heute schon um 16:00 Uhr im Fischkiosk am Punta los Salineras. Der Wind hat auf NO gedreht und peitscht hohe Wellen an die Klippen. Nur mit Mühe gelingen einige Aufnahmen ohne dass die Kamera absäuft. Die Hühner waren wieder fleißig, morgen gibt es ein Frühstücksei.
16.03. Nebel und keine 10m Sicht. Fünf km weiter in Richtung Los Llanos Sonne pur. Die Kaldera ist ab heute offen, aber wir sind zum Schlemmen gekommen. Heute gibt es „Zicklein palmerisch“. Es ist der letzte Tag und der dient der Erholung. Gegen 3:00 Uhr vertreibt uns der Regen von der Restaurant-Terrasse. Die feuchte Luft steigt über die Berge und wir sitzen in Lee und werden nass. Abends kommt Rosa mit Ihrem Mann Jose zur Verabschiedung. Ein Bildband, von ihm geschrieben und fotografiert, ist ihr Abschiedsgeschenk.
17.03. Wir sind zeitig am Flughafen und die Flugbestätigung von gestern scheint sich zu bestätigen.
La Palma/Fuerteventura 03.03.-17.03.2013